Plattform EE BW und BWE-Landesverband veröffentlichen neue Zahlen.
Der Ausbau der Windenergie im Südwesten kommt voran, wenn auch nur sehr langsam: Im Jahr 2024 ist der Bestand um 18 Windenergieanlagen gewachsen. Das sind sieben Windräder mehr als im Jahr zuvor. Darauf weisen die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE BW) und der baden-württembergische Landesverband des Bundesverbandes Windenergie (BWE) hin. Die Zahl der genehmigten Anlagen ist leicht gestiegen: 52 Windenergieanlagen erhielten die Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz. Die vorläufigen Zahlen basieren auf Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur, Stand 31. Januar 2024. Ein Blick auf den erforderlichen Zubau pro Jahr zeigt, dass das Ausbautempo noch zu langsam ist. Um Haushalte und die Wirtschaft günstig und sicher mit Strom zu versorgen, benötigt das Bundesland über neue 100 Windräder pro Jahr. Erreicht ist dies noch längst nicht: Bei den Vergütungszusagen gibt es sogar einen Rückschritt von 68 auf 38 Anlagen. Auch müsse das Stromnetz fit gemacht werden, fordern die Verbände.
Der Ausbau der Windenergie im Südwesten weist erste Erfolge vor. 2024 errichteten die Projektierer 22 neue Windenergieanlagen in Baden-Württemberg, vier legten sie still. Im Jahr zuvor kamen 15 neue Windenergieanlagen hinzu, drei wurden abgeschaltet. Im Land stehen nun 778 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt rund 1.800 Gigawatt. Bis zum Jahr 2040 sind 3.000 Windräder mit einer installierten Leistung von insgesamt 12.000 Megawatt erforderlich, um das Land mit der benötigten regenerativen Energie zu versorgen.
Pro Jahr ist daher in den kommenden 16 Jahren eine zusätzliche Leistung von über 600 Megawatt nötig. Das entspricht mehr als 100 hochmodernen Windrädern. Zum Vergleich: Der Netto-Zubau 2024 beläuft sich insgesamt auf rund 102 Megawatt. „Anders als bei der Photovoltaik, bei der 2024 über 2.100 Megawatt Leistung neu installiert wurde“, tun wir uns bei der Windenergie deutlich schwerer als andere Bundesländer“, weist PEE BW-Geschäftsführer Jürgen Scheurer auf substantielle Unterschiede zwischen den beide Hauptsäulen der Erneuerbaren Energien im Land hin. Die Energiewende wird aber nur dann funktionieren, wenn beide Erzeugungsarten in vergleichbarer Geschwindigkeit ausgebaut werden.
Erster Lichtblick bei Genehmigungen
Im Jahr 2024 erhielten 52 Windenergieanlagen eine Genehmigung. Das sind fünf mehr als 2023. 2022 waren es 41 Genehmigungen, 2021 lediglich zehn. Die Genehmigungen werden von Projektentwicklern beantragt und auf Ebene der Landratsämter auf Basis des Bundesimmissionsschutzgesetzes geprüft und erteilt.
Insgesamt sind jetzt 177 Anlagen genehmigt, aber noch nicht in Betrieb. Bei 176 Anlagen ist eine Genehmigung beantragt. Die letzten beiden Zahlen stammen Datendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Eine Genehmigung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Errichtung einer Windenergieanlage. Weitere Voraussetzungen sind unter anderem eine Vergütungszusage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Anzahl der Vergütungszusagen gesunken
Wer für seine Windenergieanlage eine finanzielle Förderung nach dem EEG erhalten will, muss sich an einer Ausschreibung beteiligen. Bei den vier bundesweiten Ausschreitungen erhielten im vergangenen Jahr insgesamt 38 Windenergieanlagen einen Vergütungszuschlag. Das sind 30 Zuschläge weniger als noch 2023. Im Bundesländervergleich fällt der Südwesten daher zurück: Das andere Schlusslicht beim Windenergieausbau, Bayern, kam auf insgesamt 70 EEG-Zusagen im Jahr 2024.
Regionalverbände und Kommunen müssen jetzt endlich loslegen
Klar ist: Die aktuellen Zahlen, was den Zubau, die Genehmigungen und die Vergütungszusagen angeht, reichen noch nicht aus, um die Ziele der Landesregierung zu erreichen. Daher braucht es hier deutlich mehr. Die Landesregierung hat erste gute Schritte unternommen, um dem entgegen zu steuern. Unter anderem wurden die Genehmigungszeiten reduziert.
„Nun ist es wichtig, dass die Regionalverbände die Geschwindigkeit bei der Flächenausweisung beibehalten und ihre Regionalpläne wie angekündigt Ende 2025 rechtskräftig werden“, sagt die BWE-Landesvorsitzende Julia Wolf. Den Regionalverbänden kommt bei der Planung eine tragende Rolle zu. Sie definieren in Zusammenarbeit mit den Kommunen Vorranggebiete für die Ausweisung von Windenergiestandorten. Die Anhörungen laufen, bis Ende September 2025 müssen die Flächen feststehen. Auch sollten sie mehr Flächen ausweisen als die gesetzlich vorgeschriebenen 1,8 Prozent.
Die Windenergie ist ein wesentlicher Baustein für eine günstige und von fossilen Energieträgern unabhängige Energieversorgung. Damit sichert sie die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Land, trägt zu einer bezahlbaren Energieversorgung der Haushalte bei und wirkt den bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels entgegen.
Netzanschluss weitere Baustelle: Einspeisung besser auslasten
Eine zentrale Stellschaube dürfe beim Erneuerbaren-Ausbau aber nicht vergessen werden: Das Stromnetz. Es müsse ausgebaut und intelligent mit den erneuerbaren Energien verknüpft werden, fordert die PEE BW. Wird hier nichts getan, droht die Kapazität des Stromnetzes überlastet zu werden. Neben dem Ausbau der Netzinfrastruktur, der Verlegung von neuen Leitungen und der Errichtung von Trafostationen, sollten die Netzbetreiber eine verstärkte gemeinsame Einspeisung von Wind- und Solarparks erlauben. Möglich ist dies über eine höhere Auslastung der Transformatoren in den Umspannwerken.
Konkret heißt dies: Solar- und Windparks sollen an einem gemeinsamen Einspeisepunkt mit einer höheren Leistung als die des Trafos angeschlossen werden können. Da selten beide Parks gleichzeitig die volle Leistung erbringen, könnten sie problemlos an derselben Stelle Strom ins Netz einspeisen und durch intelligente Steuerung eine Überlastung vermeiden.
Für 20 Megawatt Ausgangsleistung reichen 15 Megawatt Trafoleistung
Ein Beispiel: Verfügt der Windpark über drei Windräder mit jeweils fünf Megawatt installierter Ausgangsleistung und der Solarpark über fünf Megawatt, muss der Trafo am Netzanschluss derzeit 20 Megawatt Eingangsleistung haben. Dabei wird diese Leistung meist nicht benötigt. Windenergieanlagen haben in der Zeit von November bis Februar oft die höchste Einspeiseleistung, Solaranlagen dagegen in der Sommerzeit. Eine Trafoleistung von rund 15 Megawatt reicht daher in der Regel aus.
Käme es doch zu einer höheren Einspeisung können die Anlagen abgeregelt oder der überschüssige Strom gespeichert werden. Ein solches Vorgehen würde mehr neue Wind- und Solarparks bei gleichen oder sogar sinkenden Netzanschlusskosten ermöglichen. „Der Bundesgesetzgeber muss jetzt schnell die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür umsetzen“, fordert Jürgen Scheurer.
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