Plattform EE BW macht Vorschläge zum Ausbau der Erneuerbaren.
• Vorläufige Zahlen in den ersten drei Quartalen
o Nettozubau: 11 Anlagen. Ziel sind über 100 pro Jahr
o Genehmigungen: 43 Anlagen
o Anlagen insgesamt in Planung: rund 150 Anlagen. Davon Anlagen mit EEG-Zusage: 55 Anlagen. Davon EEG-Zuschlag erhalten 2023: 40 Anlagen
In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 sind in Baden-Württemberg elf Windenergieanlagen in Betrieb gegangen. Das ist ein Anstieg auf rund das Doppelte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dort gab es gerade einmal fünf neue Windräder. Auf die vorläufigen Zahlen weist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (Plattform EE BW) hin. „Geht es so weiter, könnten am Ende des Jahres 15 neue Windenergieanlagen im Land stehen“, sagt Jörg Dürr-Pucher, Vorsitzender der Branchenvereinigung. „Zum Erreichen der Klimaziele reicht dieses Ergebnis allerdings längst nicht aus.“ Pro Jahr müssen mehr als 100 neue Windenergieanlagen ans Netz gehen, damit eine klimafreundliche, sichere und günstige Energieversorgung im Land Realität wird. Vorsichtig positiv zu werten sind unterdessen die Anzeichen, dass die Genehmigungszahlen auf niedrigem Niveau leicht steigen. Die Zahl der in Planung befindlichen Anlagen unterdessen ist beträchtlich. Um beim Windenergieausbau das erforderliche Tempo zu erreichen, hat die Branche mehrere Vorschläge gemacht.
Im Südwesten stehen aktuell 769 Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von insgesamt rund 1,8 Gigawatt. Bis zum Jahr 2040 ist eine installierte Leistung von zwölf Gigawatt erforderlich. Pro Jahr ist daher in den kommenden 17 Jahren eine zusätzliche Leistung von über 600 Megawatt nötig. „Das entspricht mehr als 100 hochmodernen Windrädern“, rechnet Jörg Dürr-Pucher vor. Zum Vergleich: Die Leistung der in den ersten neun Monaten neu errichteten elf Anlagen beläuft sich auf zusammen knapp 50 Megawatt. Zum Zieljahr 2040 müssen im Südwesten insgesamt 3.000 Windenergieanlagen stehen, um die Landesziele zu erreichen.
Zu wenig neu errichtete Windenergieanlagen, Genehmigungen steigen nur leicht
Bei den Genehmigungen für neue Windenergieanlagen gibt es dagegen eine positive Tendenz, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Genehmigungen werden von Projektentwicklern beantragt und auf Ebene der Landratsämter auf Basis des Bundesimmissionsschutzgesetzes geprüft und erteilt. Das Ergebnis: In den ersten neun Monaten des Jahres erhielten 43 Windenergieanlagen eine Genehmigung. Ende des Jahres könnten es rund 60 sein. Damit schreibt sich eine positive Entwicklung fort, die nun verstetigt werden und weiter wachsen muss. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr 2022 gab es nur 41 Genehmigungen, 2021 waren es lediglich zehn.
Die Entwicklung der Genehmigungszahlen ist ein Indikator für den möglichen Ausbau. „Darum müssen wir im Ländle nicht nur beim Zubau, sondern auch bei den Genehmigungen weiter Fahrt aufnehmen“, so Dürr-Pucher. „Zu beachten ist: Eine Genehmigung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Errichtung einer Windenergieanlage. Weitere Voraussetzungen sind unter anderem eine Vergütungszusage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Transportgenehmigungen und eine ausreichende Materialverfügbarkeit.
Zuversichtlich stimmt die Anzahl der in Planung befindlichen Anlagen. Aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur geht hervor, dass in Baden-Württemberg insgesamt fast 150 Windräder mit einer Leistung von zusammen rund 730 Megawatt in Planung sind. 35 Prozent davon, 55 Windräder mit insgesamt 260 Megawatt Leistung, haben bereits einen Vergütungszuschlag nach dem EEG erhalten. Ein Großteil davon, 40 Anlagen mit über 200 Megawatt Leistung, erhielten den Zuschlag in den ersten drei Quartalen 2023. „Das ist eine erfreuliche Nachricht. Bei Anlagen mit Vergütungszusage sehen wir sehr gute Chancen, dass sie in den nächsten zwölf bis 18 Monaten errichtet werden“, so Dürr-Pucher.
Vorschläge für einen schnelleren Ausbau
Das alles reicht aber nicht aus, um die Klimaziele der Landesregierung zu erreichen. Ein Grund für die zu geringen Ausbauzahlen sind die immer noch zu langen Bearbeitungszeiten bei den Genehmigungen. Laut Fachagentur Wind an Land ist die Dauer der Planungs- und Genehmigungsverfahren entgegen vieler neuer Maßnahmen auf einen neuen Höchstwert angestiegen und liegt nun bundesweit bei 24,5 Monaten.
Die Landesregierung hat die eigens zur Beschleunigung des Erneuerbaren-Ausbaus eingerichtete Task Force kürzlich für erfolgreich beendet erklärt. Die Plattform EE BW als Dachverband der Erneuerbaren-Energien-Branche beurteilt die Arbeit als positiv, mahnt aber weitere Maßnahmen an. „Jetzt müssen die beschlossenen Maßnahmen konsequent umgesetzt werden und neue beschlossen werden“, erläutert Dürr-Pucher.
Insgesamt 20 Vorschläge in den Themenkomplexen Flächenausweisung, Natur- und Artenschutz, Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und Ausbau der Netzinfrastruktur hat die Windbranche der Landesregierung jüngst in einem Forderungspapier übergeben. Bei den Genehmigungsverfahren etwa brauche es klare, windenergiefreundliche Handlungsanweisungen für Behörden. Hierzu zähle auch die Erstellung und Nutzung einer Mustergenehmigung, wie es zum Beispiel in Schleswig-Holstein erfolgreich praktiziert wird. Bei der Flächenausweisung und dem Natur- und Artenschutz fehlen weitere verbindliche Regelungen für störungsempfindliche Tierarten. Für kollisionsgefährdete Arten sind solche Regelungen bereits vorhanden – das spart bei der Planung viel Zeit.
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