Plattform Erneuerbare Energien: Biogas stärkt die Versorgungssicherheit
Biogas ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende im Südwesten. Die mehr als 1.000 Biogasanlagen im Land tragen gut fünf Prozent zur Bruttostromerzeugung bei. Sie ergänzen die anderen erneuerbaren Energien ideal: Biogas kann witterungsunabhängig dann zum Einsatz kommen, wenn Sonne und Wind nicht genügend Strom liefern. Biogas ist auch eine wichtige Einnahmequelle für Landwirte. Knapp zehn Prozent der der landwirtschaftlichen Nutzfläche, 134.000 Hektar, werden für die Erzeugung von nachwachsenden Biogasrohstoffen genutzt. Darauf weist die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE BW) hin. Ein weiterer Vorteil von Biogas: Die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme kann in Wärmenetze gespeist werden und trägt so zu einem klimafreundlicheren Gebäudesektor bei. Als Methan kann Biogas zudem im Verkehrssektor oder in der Industrie zum Einsatz kommen. Das Land sollte daher die Biogaserzeugung deutlich aktiver unterstützen als bislang, fordert Jürgen Scheurer, Geschäftsführer der PEE BW, anlässlich der Biogastage in Bad Buchau.
Die Vorzüge von Biogas sind offenkundig: Der CO2-neutrale Energieträger aus der Region kann Öl oder Erdgas ersetzen. Aktuell erzeugen die Biogasanlagen im Land bereits knapp drei Terawattstunden regenerativen Strom, 1,5 Terawattstunden regenerative Wärme und 0,15 Terawattstunden Biomethan. Zum Vergleich: Der gesamte Energieverbrauch Baden-Württembergs soll 2040 bei rund 197 Terawattstunden liegen.
Leistung der Biogasanlagen sollte vervierfacht werden
Nach Berechnungen der PEE BW ist für diesen Winter eine kurzfristige Steigerung der Biogasproduktion um 20 Prozent ohne Probleme möglich. „Insgesamt sollte die Leistung der Biogasanlagen im Land von aktuell 650 Megawatt auf rund 2,5 Gigawatt gesteigert werden. Ein großer Teil würde auf flexibilisierte bestehende Anlagen entfallen, die leistungsfähiger gemacht würden“, erklärt der Geschäftsführer der PEE.
„Bis 2030 könnten Biogas und Biomethan rund 40 Prozent der ehemaligen russischen Erdgasimporte ersetzen“, sagt Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas. Der Fachverband schätzt, dass es in Deutschland gut 9.500 Biogasanlagen gibt. Über zehn Prozent der Anlagen stehen in Baden-Württemberg. Im Jahr 2020 stellten sie rund 1.860 Gigawattstunden an Wärme bereit. Der Anteil an der gesamten erzeugten Wärme durch erneuerbare Energien lag damit bei rund neun Prozent, etwa so viel wie Wärmepumpen im Südwesten produziert haben.
Biogas besonders für den ländlichen Raum interessant
Viele der Biogasanlagen tragen dazu bei, kleinere Kommunen überwiegend mit erneuerbarer Wärme und Strom zu versorgen. Baden-Württemberg ist mit weit über hundert Gemeinden bei den sogenannten Bioenergiedörfern Spitzenreiter. Gerade für den ländlichen Raum sind Biogasanlagen mit angeschlossenen Wärmenetzen gut geeignet, die Wärmeversorgung klimaneutral sicherzustellen. Auf dem Land gibt es genug Biomasse als Energieträger. „Biogas leistet einen wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche und krisensichere Wärmebereitstellung und muss in Zukunft noch viel stärker genutzt werden“, erklärt Jürgen Scheurer.
Auch für die Verbraucher ist Biogaswärme vorteilhaft: Die Kosten für die Kilowattstunde Wärme liegen in der Regel unter denen für fossile Energieträger. Die Übergabestation im Keller gehört dem Betreiber, der sich um die Wartung und Reparaturen kümmert. Für die Hauseigentümer entfallen damit diese Aufgaben. Mit dem Anschluss an ein biogasgespeistes Wärmenetz erfüllen sie nach einem Heizkesseltausch außerdem die geltende Pflicht zum Einsatz erneuerbarer Energien.
Land sollte Biogasanlagen besser unterstützen
„Die besondere Rolle von Biogas für die Versorgungssicherheit und die erneuerbare Strom- und Wärmeerzeugung sollte endlich besser anerkannt werden“, forderte der Vorsitzende der PEE BW, Jörg Dürr-Pucher. Das speicherbare Biogas leiste zudem einen Ausgleich zu den volatilen Hauptenergieträgern Sonne und Wind. Die politische Unterstützung für Biogas müsse daher ausgeweitet werden.
Insbesondere sollte das Land die Flexibilisierung des Anlagenbestandes weiter unterstützen. Flexible Biogasanlagen liefern dann Strom und Wärme, wenn die anderen Erneuerbaren sie nicht in dem Ausmaß liefern können. Die Investition in den Umbau ist jedoch teuer. Aufgrund der landwirtschaftlichen Struktur gibt es im Südwesten viele kleine Höfe mit kleinen Anlagen, die den Umbau nicht stemmen können. Gerade die kleinen Biogasanlagen brauchen eine Zukunftsperspektive. Mit Biogas-Clustern können hier neue Chancen entstehen. Eine entsprechende Landesförderung würde hier helfen, erklärt Dürr-Pucher. Das Land sollte auch eine Förderung für Wärmenetze, die von Biogasanlagen gespeist werden, aufsetzen.
Die Informationen und Forderungen präsentierten Fachleute aus der Branche auf den Biogastagen Bad Buchau vom 9. bis 10. Januar 2024.
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