Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg und BWE-Landesverband legen vorläufige Auswertung vor
Der Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg war im ersten Halbjahr 2025 weiterhin zu niedrig: Es wurden 13 Anlagen neu errichtet und 16 genehmigt. Darauf weisen die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (PEE BW) und der BWE Landesverband Baden-Württemberg hin. Allerdings wurden zum Stichtag 30. Juni 2025 nach Branchenzahlen des Windenergieverbandes in Baden-Württemberg für mindestens 800 neue Windenergieanlagen Genehmigungsanträge eingereicht. Das entspricht einer Erzeugungskapazität von fünf bis sechs Gigawatt, die nach erfolgreicher Genehmigung in etwa drei bis vier Jahren ans Netz gehen werden. Dies stärkt den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.
In den ersten sechs Monaten ist der Bestand um lediglich acht Anlagen gewachsen. Diese Zahl ergibt sich aus 13 neu gebauten Anlagen abzüglich der fünf ausgedienten Anlagen, die im selben Zeitraum zurückgebaut wurden. Durch Nachmeldungen bis Ende Juli können sich die Zahlen noch geringfügig ändern, viel ändern wird sich dadurch aber vermutlich nicht. Bei den Genehmigungen ist mit 16 neuen Anlagen zunächst auch keine positive Entwicklung zu verzeichnen. Die vorläufigen Zahlen basieren auf Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur, Stand 14. Juli 2025.
Branche investiert massiv in den Bau neuer Anlagen
Positiv zu werten ist hingegen die Zahl der in Planung befindlichen Windenergieanlagen. Mindestens 800 konkrete Neuanträge sind nach einer Abfrage des BWE-Landesverbandes bei seinen Mitgliedsunternehmen neu bei den Landratsämtern in Baden-Württemberg eingereicht worden. Ein solcher Genehmigungsantrag hat eine Vorlaufzeit von mindestens sechs bis zwölf Monaten und erfordert bereits hohen Planungs- und Gutachteraufwand. Die Projektierungsunternehmen investieren in diesem Zeitraum je nach Komplexität des Standorts pro einzelner Windenergieanlage durchschnittlich 50.000 bis 100.000 Euro.
Die Unternehmen haben somit die bemerkenswerte Summe von 50 bis 100 Millionen Euro auf eigenes Risiko in ihre baden-württembergischen Projekte investiert. Dies tun sie im Vertrauen darauf, dass ihre beplanten Standorte über die laufenden Regionalplanverfahren tatsächlich als Windvorranggebiete ausgewiesen werden. Für die Investitionssicherheit in Baden-Württemberg ist es daher von zentraler Bedeutung, dass die Regionalpläne zügig fertiggestellt werden – den 30. September 2025 als Vorgabe des Landes werden viele jedoch nicht einhalten.
100 neue Windräder pro Jahr erforderlich
Es geht also mit großen Schritten voran im Land. Pro Jahr braucht das Bundesland mehr als 100 neue Windräder, um Haushalte und Industrie günstig und sicher mit Strom zu versorgen. Damit die Ausbauzahlen steigen können, dürfe der Bund der Windenergie keine neuen Steine in den Weg legen, fordert PEE-BW-Geschäftsführer Jürgen Scheurer. Auch müssten die Behörden personell und organisatorisch in die Lage versetzt werden, die Genehmigungsanträge abzuarbeiten.
Insgesamt sind nun gut 800 Anlagen in Baden-Württemberg mit einer installierten Leistung von insgesamt rund 1.950 Megawatt in Betrieb. Mit den eingereichten Anträgen wird sich die Anzahl in den nächsten Jahren wohl nahezu verdoppeln. Bis zum Jahr 2040 sind 3.000 Windräder mit einer installierten Leistung von insgesamt 12.000 Megawatt erforderlich, um das Land mit der benötigten regenerativen Energie zu versorgen. Pro Jahr ist daher in den kommenden 16 Jahren eine zusätzliche Leistung von über 600 Megawatt nötig. Das entspricht mehr als 100 Windrädern. Der Netto-Zubau 2025 beläuft sich bislang auf rund 53 Megawatt.
Bei den Genehmigungen scheint sich die zwischenzeitlich höhere Dynamik inzwischen wieder abzuschwächen: Nach 52 Genehmigungen im Jahr 2024 sind es in den ersten sechs Monaten 2025 nur noch 16. 2023 waren es 47 Genehmigungen, 2022 noch 41. Die Genehmigungen werden von Projektentwicklern beantragt und auf Ebene der Landratsämter auf Basis des Bundesimmissionsschutzgesetzes geprüft und erteilt.
Der Boom ist vorbereitet – jetzt darf er nicht ausgebremst werden
Die Zahl der in Planung befindlichen Anlagen markiert einen Wendepunkt und einen Erfolg der politischen Weichenstellungen im Land. Die systematische Beschleunigung der Genehmigungsprozesse durch das Land zeigt langsam Wirkung. „Die Basis für einen massiven Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg ist gelegt“, so Jürgen Scheurer. „Jetzt gilt es, diese Projekte auch zu realisieren.“
Die eingereichten Projekte zielen auf Flächen, die in der Windenergieregionalplanung schon bald als Vorranggebiete ausgewiesen werden. Das zeigt, dass die Regionalplanung nicht nur auf dem Papier funktioniert, sondern konkrete Investitionen und Vorhaben mobilisiert. Doch dieser Weg droht ins Stocken zu geraten, wenn die Rahmenbedingungen auf Bundesebene ins Wanken geraten sollten. Insbesondere das Referenzertragsmodell steht auf der Kippe – ein Instrument, das windschwächeren Regionen wie dem Südwesten faire Wettbewerbschancen sichert. Wird es geschwächt, könnten hunderte Projekte an Wirtschaftlichkeit verlieren, bevor sie realisiert werden. Von der Branche kritisch gesehen wird auch die Aussage im Koalitionsvertrag, dass die Flächenziele für die Windenergie im Jahr 2032 evaluiert werden. Das 1,8-Prozent-Ziel für Baden-Württemberg habe sich bewährt, so Julia Wolf, Vorsitzende des BWE Landesverband Baden-Württemberg.
Voraussetzung für einen Windkraftboom im Land ist auch, dass die Behörden personell und organisatorisch in die Lage versetzt werden, die anstehenden Verfahren effizient zu bearbeiten. Hier braucht es endlich die angekündigten Erleichterungen: mehr Standardisierung, digitale Prozesse und klare Zuständigkeiten. Und es braucht Rückenwind vom Bund – mit weniger Bürokratie, nicht mehr.
Jetzt gilt es, die Windenergieprojekte auch auf die Fläche zu bringen
„Die Botschaft ist klar: Die Saat für eine neue Ära der Windkraft in Baden-Württemberg ist längst ausgebracht. Jetzt darf niemand die Ernte gefährden“, sagt Julia Wolf, Vorsitzende des BWE Landesverband Baden-Württemberg.
Die enormen Investitionen, der derzeit in die Windenergie im Südwesten getätigt werden, dürfen nicht durch politische Rückschritte gefährdet werden. Dieses Kapital ist ein klares Bekenntnis privater Akteure zum Standort Baden-Württemberg. Der Südwesten könnte ein regelrechtes Konjunkturprogramm erleben – getragen von privaten Investoren, verankert in der Region und mit direkter Wirkung auf Wertschöpfung und Beschäftigung.
Die Windenergie ist ein wesentlicher Baustein für eine günstige und von fossilen Energieträgern unabhängige Energieversorgung. Damit sichert sie die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen im Land, trägt zu einer bezahlbaren Energieversorgung der Haushalte bei und wirkt den bedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels entgegen.
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