Im ersten Halbjahr 2023 sind in Baden-Württemberg deutlich mehr Photovoltaikanlagen in Betrieb gegangen als im gesamten Vorjahr. Darauf weist das Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Der Ausbau lag in den ersten sechs Monaten bei einer installierten Leistung von insgesamt 810 Megawatt – im gesamten Jahr 2022 betrug der Zubau noch 803 Megawatt. Auf das Jahr hochgerechnet wäre das eine Verdopplung. „Die guten Zahlen sind eine erfreuliche Entwicklung“, sagt Franz Pöter, Geschäftsführer des Branchenverbandes. „Die für die Energiewende erforderlichen 2.000 Megawatt pro Jahr sind damit in Reichweite gerückt.“ Die vorläufigen Zahlen basieren auf Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur und Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Aufgrund von Nachmeldungen und Korrekturen können sich die Zahlen noch ändern. Der Trend ist jedoch klar: Die Nachfrage nach Solarstromanlagen boomt.
Ein Grund für den erfolgreichen Solarstromausbau zwischen Konstanz und Mannheim sind die rechtlichen Änderungen auf Bundes- und Landesebene. Bürgerinnen und Bürger sowie Firmen müssen weniger Hürden überwinden und haben zusätzlich Anreize, um eine Photovoltaikanlage zu errichten. Das macht sich nun positiv bemerkbar. Auch hat die Energiepreiskrise des vergangenen Jahres zu dem Nachfrageboom beigetragen.
Im zweiten Halbjahr gelte es nun, diesen Trend zu verstetigen und trotz gesunkener Stromkosten bei den Energieversorgern mehr Photovoltaik auf Dächer und ins Freiland zu bringen, so Pöter. Dabei helfe auch, dass die Preise für Solaranlagen relativ stabil oder sogar wieder leicht gesunken sind. Die Branche jedenfalls sei kein Nadelöhr und könne liefern, erklärt der Solarexperte. Hersteller und Installationsbetriebe hätten ihre Kapazitäten ausgeweitet und würden dies auch künftig vorantreiben.
Knapp 300 neue Solarstromanlagen pro Tag im Südwesten nötig
Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sind im Südwesten laut Berechnungen des Solar Clusters Baden-Württemberg jedes Jahr neue Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von mindestens 2.000 Megawatt erforderlich – bundesweit liegt die Zahl künftig bei rund 22.000 Megawatt. Pro Tag müssen in Baden-Württemberg rund 280 mittelgroße Anlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern in Betrieb gehen und vier neue Anlagen auf Gewerbegebäuden mit einer installierten Leistung von 300 Kilowatt. Hinzu kommen 60 Solarparks mit einer installierten Leistung von zehn Megawatt im Jahr.
„Die Arbeit des Umweltministeriums und des von ihr initiierten Photovoltaik-Netzwerks Baden-Württemberg haben hier einen wertvollen Beitrag zur Auflösung des gordischen Knotens geleistet“, ergänzt Pöter. Zwölf regionale Netzwerke informieren seit 2019 Privatpersonen, Kommunen, Unternehmen, Gewerbetreibende und Fachleute im Land über die Vorteile der Photovoltaik. Solarstrom lohnt sich für sie alle. Das ist noch immer nicht überall bekannt. Wer eine Solaranlage betreibt, profitiert von einer günstigen, kostenstabilen Stromversorgung, erhöht damit seine Versorgungssicherheit und trägt zum Klimaschutz bei – eine Win-win-win-Situation. Photovoltaikanlagen passen auf Dächer und an die Fassade, auf überdachte Parkplätze und Baggerseen, an Autobahnen und Schienenwegen sowie als Solarparks auf Freiflächen. Dort tragen sie darüber hinaus zur Artenvielfalt bei.
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